So wird freies Testosteron richtig berechnet
Die Vermeulen-Formel ist ein wissenschaftlich etabliertes Verfahren zur Berechnung des freien Testosterons, also jenes Anteils, der im Körper biologisch aktiv ist und tatsächlich an Zellrezeptoren wirken kann. Im Gegensatz zum Gesamt-Testosteron, das zu einem großen Teil an Proteine wie SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin) gebunden ist, spielt freies Testosteron die entscheidende Rolle bei Libido, Muskelaufbau, Energie, Stimmung und Stoffwechsel.
Da das freie Testosteron in Standard-Laboren oft nicht direkt gemessen, sondern geschätzt wird, ist die Vermeulen-Formel ein wichtiges Werkzeug, sowohl in der ärztlichen Praxis als auch bei modernen Hormontests wie dem TRT-Check von Adon Health.
Warum ist freies Testosteron so entscheidend?
Im Blut liegt Testosteron in drei Formen vor:
- Gebunden an SHBG (ca. 60 %) - biologisch inaktiv
- Gebunden an Albumin (ca. 38 %) - schwach gebunden, teils bioverfügbar
- Freies Testosteron (ca. 1–3 %) - biologisch aktiv, wirkt direkt an den Zielzellen
Nur das freie Testosteron (und zum Teil das Albumin-gebundene) entfaltet die gewünschte Wirkung auf Libido, Muskelkraft, Stimmung, Knochendichte und Stoffwechsel.
Ein normaler Gesamt-Testosteronwert kann trügen, wenn z. B. das SHBG zu hoch ist, steht biologisch zu wenig freies Testosteron zur Verfügung. Das kann erklären, warum manche Männer trotz „unauffälligem Laborwert“ unter typischen Symptomen eines Testosteronmangels leiden.
Was ist die Vermeulen-Formel?
Die Vermeulen-Formel ist eine mathematische Gleichung zur Berechnung des freien Testosterons aus folgenden Laborwerten:
- Gesamt-Testosteron (in nmol/l oder ng/dl)
- SHBG (in nmol/l)
- Albumin (optional, meist mit Standardwert von 43 g/l angenommen)
Die Formel basiert auf dem Gesetz des Massenwirkungsprinzips, also auf den Bindungsgleichgewichten zwischen Testosteron, SHBG und Albumin.
Kurz erklärt:
Je höher das SHBG, desto mehr Testosteron wird gebunden → weniger frei verfügbar.
Die Berechnung (vereinfacht):
Die Formel berechnet den Anteil des Testosterons, der nicht gebunden ist, also die freie, aktive Fraktion.
Hier geht es zum Rechner.
Wann ist die Berechnung sinnvoll?
- Bei Symptomen eines Testosteronmangels, aber „normalem“ Gesamt-Testosteron
- Bei erhöhtem SHBG (z. B. durch Alter, Schilddrüsenüberfunktion, Lebererkrankungen, Diäten)
- Bei Abklärung vor einer Testosteronersatztherapie (TRT)
- Im Rahmen eines kompletten Hormonprofils bei unerfülltem Kinderwunsch, Erschöpfung oder Libidoverlust
- Zur Verlaufskontrolle unter TRT, um die Wirkung besser einschätzen zu können
💡 Bei Adon Health wird im TRT-Check das freie Testosteron auf Basis der Vermeulen-Formel automatisch berechnet und bei Bedarf inkl. ärztlicher Interpretation.
Was gilt als normal?
Der Referenzbereich für freies Testosteron (je nach Labor & Quelle):
- 0,245 – 0,785 nmol/l (etwa 7–23 ng/dl)
- Werte unter 0,243 nmol/l gelten oft als behandlungswürdig, bei entsprechender Symptomatik
Wichtig: Die Bewertung sollte immer im Kontext von Symptomen, Alter, SHBG, LH und anderen Hormonen erfolgen, nie allein auf Basis eines Einzelwerts.
Vorteile der Vermeulen-Formel
Günstige & unkomplizierte Berechnung aus gängigen Laborwerten
Hohe Korrelation mit aufwändiger Labormethode (Equilibrium Dialysis)
Ideal bei Grenzwerten, erhöhtem SHBG oder unklarer Symptomatik
Ermöglicht fundierte Entscheidungen zur Behandlung oder weiteren Abklärung
Fazit
Die Vermeulen-Formel ist ein bewährtes Tool, um das freie Testosteron zuverlässig zu berechnen und so die tatsächliche hormonelle Situation von Männern besser zu beurteilen. Gerade bei grenzwertigen Gesamtwerten, erhöhtem SHBG oder unklarer Symptomlage liefert sie wichtige Hinweise darauf, ob ein funktioneller Testosteronmangel vorliegt.
Männer, die Symptome wie Libidoverlust, Antriebsschwäche, Muskelabbau oder Stimmungstiefs verspüren, sollten nicht nur das Gesamttestosteron messen lassen, sondern auch das freie Testosteron berechnen, idealerweise mit der Vermeulen-Formel.
So lassen sich Fehldiagnosen vermeiden und eine gezielte, fundierte Entscheidung über eine TRT oder Lifestyle-Intervention treffen.

