

Christopher Kliebenstein
Experte für Männergesundheit bei Adon Health
Testosteron testen: Warum der Bluttest der Goldstandard ist
Inhaltsverzeichnis
Dieser Artikel wurde medizinisch geprüft durch Dr. med. Jonathan Apasu, Arzt und Gründer von Adon Health.
Energieverlust, Libido im Keller, weniger Muskeln trotz hartem Training? In solchen Situationen kann die Bestimmung des Testosteronwerts der richtige nächste Schritt sein. Wer seinen Spiegel testen lassen will, braucht vor allem eines: Verlässliche Werte. Doch nicht jeder Test liefert eine gleich aussagekräftige Grundlage. Dieser Artikel zeigt Dir, worauf es bei der Testosteronmessung wirklich ankommt und warum Bluttests, insbesondere unter bestimmten Bedingungen, als Goldstandard gelten.
Warum sollte man den Testosteronspiegel testen?
Testosteron ist das wichtigste Sexualhormon des Mannes. Es beeinflusst unter anderem Muskelaufbau, Fettverteilung, Libido, Stimmung und Energielevel. Wenn der Spiegel sinkt, etwa altersbedingt oder durch Stress, Schlafmangel, schlechte Ernährung oder Erkrankungen, kann das weitreichende Folgen haben (Bhasin et al., 2018). Deswegen gilt: Wer Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Libidoverlust oder Muskelschwund hat, sollte seinen Hormonstatus überprüfen lassen. Auch als Gesundheitscheck ohne Beschwerden kann eine Messung sinnvoll sein, um einen individuellen Ausgangswert in gesunden Jahren zu etablieren und später einen verlässlichen Vergleichswert zu haben.
Bluttest als Goldstandard
Ob Endocrine Society, American Urological Association oder die europäische EAU: Alle medizinischen Leitlinien empfehlen die Messung von Gesamt- und freiem Testosteron im Blut, idealerweise morgens zwischen 7 und 10 Uhr. Das ist entscheidend für eine valide Diagnose (Bhasin et al., 2018; Mulhall et al., 2018; Corona et al., 2020).
Speichel- und Urintests hingegen liefern laut Studienlage unzuverlässige Werte. Die Konzentrationen im Speichel schwanken stark, da sie durch zahlreiche äußere Faktoren wie Speichelfluss, Tageszeit oder lokale Enzyme beeinflusst werden. Urintests wiederum erfassen lediglich hormonelle Abbauprodukte und nicht das aktive Hormon selbst, das für die Diagnostik entscheidend ist (Fiers et al., 2014; Lood et al., 2018). Die Werte lassen sich zwar vermeintlich einfacher bestimmen und sind vergleichsweise billig, jedoch sind sie in der Interpretation kaum verwertbar. Auch können daraus keine therapeutischen Konsequenzen abgeleitet werden, da sie nicht den klinischen Standards zur Diagnosestellung entsprechen. Aus diesen Gründen werden beide Methoden von medizinischen Fachgesellschaften nicht zur Diagnostik eines Testosteronmangels empfohlen.
Kapillarblut vs. venöses Blut: Welche Blutabnahme ist wann sinnvoll?
Es gibt zwei etablierte Formen der Blutabnahme zur Testosteronbestimmung: Kapillarblut, zum Beispiel per Fingerpiks, und venöses Blut, klassisch aus der Armvene entnommen. Beide haben ihre Daseinsberechtigung, aber auch unterschiedliche Einsatzbereiche.
Kapillarbluttest
Bei einem Kapillarbluttest entnimmst Du Dir selbst eine kleine Blutprobe aus der Fingerkuppe. Diese Methode ist einfach, schmerzarm und kann bequem zuhause durchgeführt werden. Die Probe wird anschließend an ein spezialisiertes Labor gesendet.
Ein großer Vorteil liegt in der Diskretion und der Unabhängigkeit vom Arztbesuch. Du kannst den Test durchführen, wann es in Deinen Alltag passt. Es sind keine Anfahrtswege oder Wartezeiten nötig. Die Methode eignet sich hervorragend für Männer, die unkompliziert erste Hinweise auf ihren Hormonstatus erhalten möchten. Unsere Kapillarbluttests bei Adon Health sind klinisch validiert und messen die wichtigsten Biomarker für die Männergesundheit - darunter Gesamt- und freies Testosteron, SHBG, LH und viele weitere.
Wichtig ist allerdings, dass Du den Test morgens nüchtern durchführst, da der Testosteronspiegel hier seinen Hochpunkt hat (Crawford et al., 2015). Außerdem solltest Du die Anleitung sorgfältig befolgen und Dir ausreichend Zeit nehmen, um den Blutfluss anzuregen, zum Beispiel durch warmes Händewaschen oder leichte Bewegung wie Hampelmänner. Da die Proben per Post ins Labor geschickt werden, kann es im Vergleich zur venösen Blutabnahme etwas länger dauern, bis Du Dein Ergebnis erhältst. Im Hochsommer oder Winter sollte man die Probe im Paketshop abgeben, um eine temperaturgerechte Lagerung und einen schnellen Versand zu gewährleisten. Mehr Informationen zur richtigen Durchführung unseres Bluttests findest Du in dem Step-by-Step Guide zum Testosterontest.
Achte unbedingt darauf, ausschließlich klinisch validierte Heimtests wie die von Adon Health zu verwenden. Nur diese gewährleisten eine Genauigkeit, die der venösen Blutabnahme in medizinischen Laboren gleichkommt.
Venöse Blutentnahme (klassisch beim Arzt, Krankenhaus oder im Direktlabor)
Die venöse Blutabnahme ist der Goldstandard und erfolgt durch medizinisches Fachpersonal, in der Regel aus der Armvene in der Ellenbeuge. Sie ist eine vertraute Standardprozedur in Praxen und Laboren und erfordert kaum Vorbereitung. Ein Vorteil dieser Methode liegt darin, dass größere Blutmengen entnommen werden können, ohne dass sich die getestete Person aktiv an der Durchführung beteiligen muss.
Insbesondere für Männer, bei denen die Kapillarblutentnahme schwierig war oder nicht ausreichend Material gewonnen wurde, kann die venöse Blutentnahme eine sinnvolle Alternative sein.
Allerdings ist diese Methode in ihrer Durchführung weniger flexibel. Sie erfordert einen festen Termin und ist an die Öffnungszeiten sowie die Verfügbarkeit von Arzt oder Labor gebunden. Damit sind häufig Wartezeiten, organisatorischer Aufwand und zusätzlicher Stress verbunden. Hinzu kommt, dass es nicht immer möglich ist, die Probe exakt im idealen Zeitfenster am frühen Morgen zu entnehmen, was die Aussagekraft der Ergebnisse einschränken kann. Viele Männer empfinden außerdem den Besuch in der Praxis als unangenehm oder wenig diskret, besonders wenn es um sensible Themen wie Libido, Testosteron oder sexuelle Gesundheit geht.
Zwischenfazit:
Kapillar- und venöse Blutabnahmen haben jeweils eigene Vorteile. Welche Methode für Dich geeignet ist, hängt von Deinen persönlichen Bedürfnissen ab. Wenn Du eine diskrete, flexible und wissenschaftlich validierte Möglichkeit suchst, Deinen Hormonstatus bequem von zuhause aus zu bestimmen, kann ein Kapillarbluttest ideal sein. Er eignet sich besonders gut für die erste Einschätzung und kann auch umfassendere Gesundheitsanalysen ermöglichen.
Die venöse Blutabnahme bietet sich vor allem dann an, wenn die Probenentnahme zuhause nicht gut funktioniert hat oder sehr große Blutmengen erforderlich sind. Sie erfordert jedoch einen festen Termin, ist an Öffnungszeiten gebunden und kann mit zusätzlichem Aufwand verbunden sein.
Beide Methoden liefern verlässliche Ergebnisse, wenn sie korrekt durchgeführt werden. Wichtig ist, dass Du auf klinisch geprüfte Tests setzt und die Anwendungshinweise sorgfältig beachtest.
Welche Werte sind wichtig und warum?
Ein einfacher Gesamttestosteronwert reicht nicht aus, um die hormonelle Situation vollständig zu erfassen. Folgende Laborparameter sind für eine aussagekräftige Beurteilung wichtig:
- Gesamttestosteron misst die Summe aller Testosteronformen im Blut, also freies, SHBG-gebundenes und albumingebundenes Testosteron. Es ist die Basis jeder Diagnose. Werte unter 12.1 nmol/L gelten laut EAU Leitlinie als Hinweis auf Hypogonadismus, vorausgesetzt, es bestehen entsprechende Symptome (European Association of Urology, 2025).
- Freies Testosteron ist die biologisch aktive Form. Nur sie kann an Rezeptoren andocken und wirkt direkt auf Muskeln, Gehirn oder Sexualfunktion. Ein normaler Gesamtwert kann bei hohem SHBG trotzdem zu wenig freies Testosteron bedeuten, ein sogenannter funktioneller Mangel (Vermeulen et al., 1999).
- SHBG ist ein Transportprotein. Je höher es ist, desto weniger Testosteron steht frei zur Verfügung. Stress, Schilddrüsenerkrankungen oder Leberleiden können SHBG-Werte beeinflussen (Rosner et al., 2010).
- Albumin bindet Testosteron locker. Diese Form ist ebenfalls bioverfügbar. Bei chronischen Erkrankungen oder starker körperlicher Belastung kann Albumin sinken, was die verfügbare Hormonmenge reduziert (Mazer, 2009).
- LH regt die Testosteronproduktion in den Hoden an. Ist LH niedrig trotz Testosteronmangel, liegt das Problem wahrscheinlich in der Hirnanhangsdrüse. Ist es erhöht, funktionieren die Hoden selbst nicht richtig. Das ist wichtig für die Ursachendiagnose (Bhasin et al., 2018).
- PSA ist kein Hormon, sondern ein Tumormarker. Vor Beginn einer Testosterontherapie sollte dieser Wert erhoben werden, um ein bestehendes Prostatakarzinom auszuschließen. Auch zur Verlaufskontrolle wird PSA regelmäßig gemessen (Morgentaler et al., 2015).
Für mehr Informationen zur richtigen Deutung Deiner Testergebnisse ist dieser Blogartikel hilfreich.
Vorbereitung: So holst Du das Beste aus Deinem Test heraus
Damit Dein Testergebnis wirklich aussagekräftig ist, solltest Du folgende Punkte beachten:
- Wähle einen Zeitpunkt zwischen sieben und zehn Uhr morgens, denn in dieser Phase ist der Testosteronspiegel am höchsten (Bhasin et al., 2018).
- Achte außerdem darauf, mindestens acht Stunden vorher nichts zu essen. Nur Wasser ist erlaubt (Cleveland Clinic, 2022).
- Am Testmorgen und am Abend davor solltest Du auch auf Alkohol und stimulierende Substanzen wie Koffein verzichten.
- Krankheiten, Schlafmangel oder anhaltender Stress können Deinen Testosteronspiegel vorübergehend senken und die Messergebnisse verfälschen. So kann beispielsweise bereits eine Woche mit weniger als fünf Stunden Schlaf pro Nacht den Testosteronspiegel um 10 bis 15 % reduzieren (Leproult & Van Cauter, 2011). Auch chronischer Stress führt zu erhöhten Cortisolwerten, die die körpereigene Testosteronproduktion hemmen können (Gonzalez et al., 2021).
Führe den Test daher möglichst unter stabilen Alltagsbedingungen durch, wenn Du Dich gesund und ausgeruht fühlst.
Diese Empfehlungen basieren auf der zirkadianen Hormonregulation und minimieren Schwankungen. Eine detaillierte Anleitung zur Abnahme unseres Kapillarbluttests findest Du hier.
Wiederholte Tests für verlässliche Diagnosen
Da der Testosteronspiegel tages- und situationsabhängig schwankt, etwa durch Stress, Infekte oder Schlafmangel, empfehlen medizinische Leitlinien in der Regel zwei unabhängige Tests an verschiedenen Tagen, bevor eine Diagnose gestellt wird (Bhasin et al., 2018). Ob ein Bestätigungstest tatsächlich für eine Diagnose notwendig ist, hängt von den im Ersttest gemessenen Biomarker und Ergebnissen ab, und liegt im Ermessen des behandelnden Arztes.
Fazit: Der beste Weg zur Hormonklarheit
Wenn Du wissen willst, wie es um Dein Testosteron steht, führt kein Weg am Bluttest vorbei. Kapillarbluttests bieten eine alltagstaugliche, verlässliche und diskrete Möglichkeit, Deine Hormonlage zu bestimmen. Sie liefern medizinisch relevante Daten, vorausgesetzt, sie werden korrekt angewendet und interpretiert.