
Interne Analyse unterstreicht: Testosteronmangel ist ein unterschätztes Problem in Deutschland
Viele Männer kennen das Gefühl: Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder sinkende Libido. Oft werden solche Beschwerden mit Stress oder dem natürlichen Älterwerden erklärt. Doch in vielen Fällen steckt ein hormonelles Ungleichgewicht dahinter – insbesondere ein zu niedriger Testosteronspiegel.
Das Problem: Testosteronmangel bleibt häufig unerkannt. Einerseits, weil die Symptome unspezifisch sind. Andererseits, weil Männer ihre Beschwerden seltener thematisieren. Dabei zeigen aktuelle Daten und wissenschaftliche Studien, dass die Zahl der Betroffenen hoch ist und die gesundheitlichen Folgen oft unterschätzt werden.
Interne Auswertung von Adon Health liefert erste Hinweise
Bei 1274 Männern lag der Gesamt-Testosteronwert unter der von der EAU ausgewiesenen Schwelle für einen Testosteronmangel von 12,1 nmol/L – das entsprach knapp 40% der in unserer Auswertung getesteten Männer.
Dieser Anteil darf jedoch nicht mit der allgemeinen Prävalenz in der Bevölkerung gleichgesetzt werden. Die Auswertung basiert ausschließlich auf Männern, die sich freiwillig testen ließen und in der Regel bereits Beschwerden hatten. Das führt zu einer Verzerrung (Selection Bias) und macht die Daten nicht repräsentativ für alle Männer in Deutschland.
Sie geben aber einen wichtigen Hinweis darauf, wie häufig auffällige Werte in einer symptomatischen Gruppe auftreten.
Hinzu kommt: Auch Männer mit Werten im Normbereich können Symptome entwickeln, etwa wenn der freie Testosteronwert abgesenkt ist. Die Zahl der Betroffenen dürfte also deutlich höher liegen, als reine Grenzwerte vermuten lassen.
Wie häufig ist Testosteronmangel wirklich?
Internationale Studien zeigen, dass Testosteronmangel keineswegs ein seltenes Phänomen ist:
- Eine Untersuchung in Deutschland beschreibt eine Prävalenz von rund 20 % (Araujo et al., 2008).
- Eine Analyse europäischer Daten belegt einen Rückgang der Testosteronwerte um 20 % innerhalb von zwei Jahrzehnten auch bei jungen Männern (Lokeshwar et al., 2021).
- In klinischen Studien wird sogar berichtet, dass bis zu 40% der Männer in der Gesamtbevölkerung betroffen sein können (Mulligan et al., 2006).
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Millionen Männer in Deutschland zeitweise oder dauerhaft mit erniedrigten Hormonwerten leben.
Warum das mehr als ein Laborwert ist
Ein niedriger Testosteronwert ist nicht nur eine Frage des Wohlbefindens.
Eine aktuelle Untersuchung (Yeap et al., 2024) zeigt: Männer mit niedrigem Testosteron haben ein erhöhtes Risiko für Gesamt- und Herz-Kreislauf-Mortalität.
Auch das Gesundheitssystem ist betroffen. Studien weisen auf einen erheblichen ökonomischen Impact hin, verursacht durch:
- Erhöhte Krankheitslast
- Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Osteoporose
- Steigende Kosten durch Behandlungs- und Folgeaufwand (Pantalone et al., 2021)
Typische Symptome eines Testosteronmangels
Ein Testosteronmangel kann sich auf viele Lebensbereiche auswirken. Häufig genannte Symptome sind:
- Anhaltende Müdigkeit und Energielosigkeit
- Nachlassender Antrieb und Motivation
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
- Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen
- Verminderte Libido und sexuelle Funktionsstörungen
- Abnahme von Muskelkraft und Zunahme von Körperfett
Diese Beschwerden sind unspezifisch und können auch andere Ursachen haben – deshalb ist eine ärztliche Abklärung entscheidend. Mehr Informationen dazu findest Du in unserem Blogpost: Testosteronmangel beim Mann: Ursachen, Symptome und Lösungen
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Für betroffene Männer bedeutet das: Beschwerden sollten ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden.
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Lifestyle-Tests können erste Hinweise auf hormonelle Schwankungen geben.
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Eine weiterführende ärztliche Untersuchung ist immer erforderlich, wenn Symptome bestehen oder Werte auffällig sind. Neben Haus- und Fachärzten wie Endokrinologen und Urologen können auch die auf Hormonwert-Management spezialisierten unabhängigen Kooperationsärzte von Adon Health eine gute Anlaufstelle sein. Weitere Informationen findest du auf unserer Seite zum Arztgespräch.
Wissenschaftliche Arbeiten wie die von Saad et al. (2011) zeigen, dass eine gezielte Testosterontherapie bei diagnostiziertem Mangel mit einer Verbesserung typischer Symptome einhergehen kann. Entscheidend ist dabei eine individuelle ärztliche Begleitung!
Wenn Du wissen möchtest, wie stark Deine Symptome ausgeprägt sind, findest Du in unserem Test zum AMS-Score eine unverbindliche Möglichkeit zur Selbsteinschätzung.
Fazit
Die internen Auswertungen von Adon Health deuten darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Männer auffällige Testosteronwerte aufweist.
Kombiniert mit den Ergebnissen internationaler Studien zeigt sich: Testosteronmangel ist kein Randthema, sondern betrifft viele Männer – auch in jüngeren Jahren.
Digitale Angebote können dabei helfen, Hürden abzubauen und eine fundierte Abklärung zu ermöglichen. Jede Diagnose und Therapieentscheidung, auch bei Adon Health, liegt ausschließlich bei unabhängigen Ärzten, die eine individuelle Bewertung vornehmen.
Literaturverzeichnis
- Araujo, A. B., Esche, G. R., Kupelian, V., O'Donnell, A. B., Travison, T. G., Williams, R. E., Clark, R. V., & McKinlay, J. B. (2008). Prevalence of symptomatic androgen deficiency in men. Clinical Endocrinology, 69(3), 447–458. https://doi.org/10.1111/j.1365-2265.2008.03370.x
- Lokeshwar, S. D., Patel, P., Fantus, R. J., Halpern, J., Chang, C., Kargi, A. Y., & Ramasamy, R. (2021). Decline in Serum Testosterone Levels Among Adolescent and Young Adult Men in the USA. European Urology Focus, 7(6), 1229–1236. https://doi.org/10.1016/j.euf.2020.04.015
- Mulligan, T., Frick, M. F., Zuraw, Q. C., Stemhagen, A., & McWhirter, C. (2006). Prevalence of hypogonadism in males aged at least 45 years: the HIM study. International Journal of Clinical Practice, 60(7), 762–769. https://doi.org/10.1111/j.1742-1241.2006.00992.x
- Yeap, B. B., et al. (2024). Mortality risk in men with low testosterone and high luteinizing hormone. Annals of Internal Medicine. https://doi.org/10.7326/M23-2781
- Pantalone, K. M., Faiman, C., & Vasan, S. (2021). The burden of testosterone deficiency in adult men: economic and clinical implications. Journal of Men’s Health, 17(1), 1–9. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7814241/
- Saad, F., Aversa, A., Isidori, A. M., Zafalon, L., Zitzmann, M., & Gooren, L. (2011). Onset of effects of testosterone treatment and time span until maximum effects are achieved. European Journal of Endocrinology, 165(5), 675–685. https://doi.org/10.1530/EJE-11-0221